Dry Needling in der Physiotherapie wird oft mit Akupunktur verwechselt, jedoch handelt es sich um zwei unterschiedliche Techniken. Als Physiotherapeuten setzen wir Dry Needling hauptsächlich zur Behandlung von myofaszialen Schmerzen ein. Diese invasive Methode, bei der feine Nadeln in Haut und Muskel eingeführt werden, hat sich als wirksam erwiesen, um Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern.
Was ist Dry Needling genau und wie unterscheidet es sich von anderen Behandlungsmethoden? Im Gegensatz zur manuellen Triggerpunkttherapie, bei der mit den Händen gearbeitet wird, verwenden wir beim Dry Needling Nadeln. Das Ziel bleibt dabei dasselbe: dir als Patient Verspannungen zu lösen. In diesem Artikel erfährst du alles, was du als Experte über Dry Needling wissen solltest – von wissenschaftlichen Grundlagen und Wirkungsmechanismen bis hin zu Anwendungsgebieten, Risiken und wichtigen Sicherheitsaspekten.
Was ist Dry Needling?

Image Source: Research Gate
Beim „trockenen Nadeln“, wie wir Dry Needling auch nennen, handelt es sich um eine spezielle Technik zur Behandlung von myofaszialen Triggerpunkten mittels steriler Einwegakupunkturnadeln. Der Begriff „trocken“ bezieht sich dabei auf die Tatsache, dass keine Medikamente oder Flüssigkeiten injiziert werden – die Wirkung entsteht allein durch den präzisen Nadelstich.
Definition und Abgrenzung zur Akupunktur
Obwohl Dry Needling und Akupunktur dieselben dünnen Nadeln verwenden, sind die Grundlagen und Ziele beider Verfahren grundlegend verschieden. Während die Akupunktur auf der Traditionellen Chinesischen Medizin basiert und Meridiane (Energiebahnen) behandelt, konzentriert sich Dry Needling auf anatomische Strukturen – insbesondere auf Triggerpunkte in der Muskulatur.
Im Gegensatz zur energetisch orientierten Akupunktur folgt Dry Needling westlichen medizinischen Prinzipien und basiert auf neuroanatomischen Grundlagen sowie wissenschaftlichen Studien des Bewegungsapparates und Nervensystems. Die Technik entstand in den 1970er Jahren durch die US-Ärztin Janet Travell und entwickelte sich aus klinischen Beobachtungen bei Injektionen mit Lokalanästhetika. Dabei stellte man fest, dass auch die trockene Nadelung nach verbrauchtem Lokalanästhetikum therapeutische Wirkung zeigte.
Zielstruktur: Triggerpunkte im Muskel
Doch was genau sind diese Triggerpunkte, die wir mit den Nadeln behandeln? Triggerpunkte sind lokal begrenzte, sehr verspannte Stellen in einem verhärteten Muskel. Sie zeichnen sich durch lokalen Druckschmerz und typische Schmerzausstrahlungsmuster aus. Interessanterweise befindet sich der Ursprung eines Schmerzes oft in einem entfernten Muskel und nicht direkt an der schmerzenden Stelle.
Wir unterscheiden dabei zwischen aktiven und latenten Triggerpunkten:
- Aktive Triggerpunkte verursachen spontane Schmerzen in Ruhe, bei Bewegung oder Kompression und führen zu lokalen sowie ausstrahlenden Schmerzen, die für dich als Patient erkennbar sind.
- Latente Triggerpunkte reagieren nur auf Druck oder Bewegung, nicht aber in Ruhe. Sie können zwar ein Schmerzempfinden auslösen, jedoch nicht den für dich typischen Schmerz.
Bei der Behandlung unterscheiden wir grundsätzlich zwei Arten des Dry Needling: das Triggerpunkt-Dry Needling (TDN), auch intramuskuläre Stimulation (IMS) genannt, und das superfizielle Dry Needling (SDN).
Beim TDN stechen wir die Nadel direkt in den Triggerpunkt bzw. den Hartspannstrang. Dabei kann es zu einer lokalen Zuckungsreaktion kommen – einer kurzen Kontraktion des Muskels, die von vielen Patienten als Gefühl der Entspannung wahrgenommen wird. Diese Reaktion hat nachweislich therapeutischen Wert, da sie die intramuskuläre Mobilität verbessert und durch Faszien bedingte Verklebungen löst.
Unterschiede zu manuellen Techniken
Natürlich kannst du dich fragen, warum wir nicht einfach mit unseren Händen arbeiten. Tatsächlich bietet Dry Needling gegenüber manuellen Triggerpunkt-Techniken einige Vorteile:
Zunächst ermöglicht uns die Nadel, sehr viel präziser zu arbeiten. Mit einer Nadelspitze, die nur 0,25 mm Durchmesser hat, können wir punktgenau den Triggerpunkt treffen, während bei manuellen Techniken immer eine größere Fläche behandelt wird.
Außerdem wird das umliegende Gewebe bei der Nadelung weniger gereizt als bei manuellem Druck. Die Erfahrung zeigt auch, dass Dry Needling von den meisten Patienten besser ertragen wird als die manuelle Triggerpunkt-Therapie. Ein weiterer Vorteil: Die Nadel bleibt normalerweise nur 30 bis 60 Sekunden im Gewebe, während für denselben Effekt durch manuelle Behandlung eine deutlich längere und oft schmerzhafte Behandlung nötig wäre.
Allerdings ist Dry Needling als invasive Technik in Deutschland nur Ärzten oder Heilpraktikern erlaubt und wird als Ergänzung zu anderen Therapieverfahren, insbesondere zur manuellen Triggerpunkttherapie, angewendet. In der Praxis erzielen wir die besten Behandlungsergebnisse tatsächlich durch eine Kombination beider Methoden.
Wie Dry Needling im Körper wirkt
Die physiologischen Mechanismen hinter Dry Needling sind faszinierend und erklären, warum diese Methode so wirksam sein kann. Wenn die feine Nadel in dein Gewebe eindringt, löst sie eine Kaskade verschiedener Reaktionen aus – von der Muskulatur bis zum zentralen Nervensystem.
Periphere Effekte: Muskelentspannung und Durchblutung
Die wichtigsten peripheren Wirkungen von Dry Needling erklären sich durch die sogenannte integrierte Triggerpunkthypothese, die ursprünglich von Travell und Simons entwickelt wurde. Bei Überlastung oder Trauma eines Muskels kommt es zu einer Hemmung der Acetylcholinesterase – einem Enzym, das normalerweise Acetylcholin abbaut. Dadurch steigt die Acetylcholinkonzentration im synaptischen Spalt, was zu erhöhter elektrischer Aktivität und letztlich zur anhaltenden Kontraktion der Sarkomere führt. Diese Verkettung von Ereignissen bildet den bekannten Hartspannstrang mit Triggerpunkten.
Wenn wir die Nadel präzise in den Triggerpunkt setzen, geschieht Folgendes:
- Die Freisetzung von Acetylcholinesterase wird erhöht, wodurch die Acetylcholinfreisetzung und die spontane elektrische Aktivität des Muskels verringert werden
- Der Muskel kann sich infolgedessen entspannen
- Die lokale Durchblutung verbessert sich, nachdem die durch Kapillarverengung entstandene Ischämie gelöst wird
- Entzündungsmediatoren wie Bradykinin, Prostaglandin und Substanz P werden reduziert
Studien an Tieren haben gezeigt, dass Dry Needling auch den Beta-Endorphin-Spiegel im Muskel selbst und im Serum erhöhen kann, während gleichzeitig der Substanz-P-Spiegel im Muskel und am Spinalganglion sinkt. Diese biochemischen Veränderungen erklären die unmittelbare Schmerzlinderung, die du nach einer Behandlung spürst.
Außerdem löst der Nadelstich eine mechanische Stimulation der Muskelfasern aus, die zur Freisetzung von ATP führt. Dieses wichtige Molekül hilft, die kontrahierten Sarkomere zu entspannen und trägt somit zur Muskelrelaxation bei.
Zentrale Effekte: Gate-Control, Placebo und Schmerzmodulation
Neben den lokalen Wirkungen beeinflusst Dry Needling auch dein zentrales Nervensystem. Der sogenannte Gate-Control-Effekt ist besonders beim superfiziellen Dry Needling (SDN) von Bedeutung. Dabei werden Aδ-Nervenfasern stimuliert, was zur Aktivierung hemmender Interneurone im Hinterhorn des Rückenmarks führt. Diese blockieren die Weiterleitung von Schmerzsignalen – ähnlich wie wenn du nach einem Stoß instinktiv die schmerzende Stelle reibst.
Die konditionierte Schmerzmodulation ist ein weiterer zentraler Mechanismus, obwohl Studien hier teils widersprüchliche Ergebnisse zeigen. Beobachtet wurden auch Veränderungen der Hautleitfähigkeit und der Herzfrequenz nach der Behandlung, was auf eine Beeinflussung des autonomen Nervensystems hindeutet.
Natürlich darf auch der Placebo-Effekt nicht unterschätzt werden. Wie bei allen therapeutischen Techniken spielt die Erwartungshaltung eine wichtige Rolle – sie kann die Wirksamkeit des Dry Needling maßgeblich verstärken.
Lokale Zuckungsreaktion: Bedeutung und Kontroverse
Die lokale Zuckungsreaktion (LZR) ist ein faszinierendes Phänomen beim Dry Needling. Diese kurze, unwillkürliche Kontraktion des Hartspannstrangs wird häufig als Zeichen dafür gewertet, dass der richtige Triggerpunkt getroffen wurde. Viele Patienten beschreiben die LZR als einen „Wohlschmerz“ mit anschließendem Entspannungsgefühl.
Allerdings gibt es kontroverse Ansichten zur Notwendigkeit dieser Reaktion. Eine systematische Übersicht von Perreault et al. kam zu dem Schluss, dass das Auslösen einer lokalen Zuckungsreaktion nicht mit Veränderungen von Schmerzen und Behinderung korreliert. Im Gegensatz dazu zeigte eine neuere Übersicht von Fernández-de-las-Peñas et al., dass die Zuckungsreaktion bei der unmittelbaren Schmerzlinderung effektiver ist, jedoch keine Auswirkung auf Behinderung oder Druckschmerzempfindlichkeit hat.
Die LZR wird vor allem bei der sogenannten „Fast in, fast out“-Technik (auch „Hong“-Technik genannt) ausgelöst, bei der die Nadel im Muskel wiederholt auf und ab bewegt wird. Diese Technik eignet sich besonders für Patienten mit subakuten oder wiederkehrenden Schmerzen. Bei chronischen Schmerzen hingegen werden oft Techniken bevorzugt, die keine lokalen Zuckungen auslösen, um Schmerzen nach dem Nadeleinstich zu vermeiden.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die lokale Zuckungsreaktion tatsächlich therapeutischen Wert hat. Sie verbessert die intramuskuläre Mobilität, indem sie durch Faszien bedingte Adhäsionen löst und die Durchblutung fördert.
Triggerpunkte verstehen und identifizieren

Image Source: Photosonic
Um Dry Needling effektiv einzusetzen, musst du Triggerpunkte genau verstehen und identifizieren können. Diese kleinen „Problemzonen“ im Muskel bilden die Basis für eine erfolgreiche Behandlung. Tatsächlich steckt hinter der Triggerpunkt-Diagnostik mehr Wissenschaft und Präzision, als viele vermuten.
Aktive vs. latente Triggerpunkte
In der klinischen Praxis unterscheiden wir zwischen zwei Arten von Triggerpunkten, die unterschiedliche Behandlungsansätze erfordern:
Aktive Triggerpunkte verursachen spontane Schmerzen, die bereits in Ruhe, bei Bewegung oder durch Kompression auftreten können. Sie führen zu lokalen Schmerzen und Übertragungsschmerzen, die du als Patient sofort wiedererkennst. Bei der Palpation oder Nadelung lösen sie zudem oft eine lokale Zuckungsreaktion aus. Aktive Triggerpunkte sind mit größeren Zonen ausstrahlender Schmerzen und höherer Schmerzintensität verbunden.
Latente Triggerpunkte hingegen reagieren nur auf Druck oder Bewegung, nicht jedoch in Ruhe. Zwar kann auch hier Schmerz ausgelöst werden, aber es handelt sich nicht um den für dich als Patient typischen, wiedererkennbaren Schmerz. Bei latenten Triggerpunkten fehlt außerdem häufig die lokale Zuckungsreaktion.
Diagnostische Kriterien laut Experten
Wie können wir Triggerpunkte zuverlässig diagnostizieren? In einer Delphi-Studie von Fernández-de-las-Peñas et al. (2018) haben 60 internationale Experten drei wesentliche diagnostische Kriterien identifiziert:
- Identifikation des gespannten Bandes (Hartspannstrang)
- Auffinden einer überempfindlichen Stelle
- Auslösung von Übertragungsschmerz (Referred Pain)
In der Fachliteratur haben sich darüber hinaus vier Diagnosekriterien etabliert. Je mehr dieser Kriterien gleichzeitig auftreten, desto sicherer handelt es sich um einen myofaszialen Triggerpunkt:
- Ein tastbarer Hartspannstrang in der entsprechenden Muskulatur
- Eine druckempfindliche Zone innerhalb dieses Hartspannstrangs
- Die lokale Zuckungsantwort bei mechanischer Stimulation
- Reproduktion und Verstärkung deiner Symptome (Pain Recognition)
Herausforderungen bei der Palpation
Allerdings gibt es in der wissenschaftlichen Literatur derzeit keinen vollständigen Konsens über die Zuverlässigkeit der manuellen Palpation von Triggerpunkten. Mehrere Studien zeigen nur geringe bis mäßige Inter- und Intra-Rater-Reliabilität, während andere Untersuchungen eine gute Zuverlässigkeit nachweisen konnten.
Die größte Herausforderung: Die Zuverlässigkeit bei objektiven Zeichen wie dem Spannungsband und der lokalen Zuckungsreaktion ist eher gering, während sie bei subjektiven Zeichen wie Druckempfindlichkeit und Schmerzreproduktion höher ausfällt. Daher ist eine gründliche Ausbildung in der Palpationstechnik unerlässlich für jeden, der Dry Needling anwenden möchte.
Zudem fehlen bis heute einheitliche „Goldstandards“ für die Triggerpunkt-Diagnose. Gängige bildgebende Verfahren wie MRT, CT oder Röntgen liefern in der Regel keine eindeutigen Befunde, weshalb die Schmerzzustände in der konventionellen Medizin oft als „unspezifisch“ eingestuft werden.
Anwendungsgebiete in der Physiotherapie
In der modernen Physiotherapie hat sich Dry Needling als vielseitige Behandlungsmethode etabliert. Die präzise Nadelung bietet für verschiedene Beschwerdebilder therapeutische Möglichkeiten, die über klassische manuelle Techniken hinausgehen.
Myofasziale Schmerzen und Bewegungseinschränkungen
Myofasziale Triggerpunkte zählen zu den Hauptursachen für Schmerzen und Funktionsstörungen am Bewegungsapparat. Als Experte für Dry Needling behandelst du hauptsächlich diese schmerzauslösenden Punkte in der Muskulatur. Typische Beschwerdebilder umfassen Spannungskopfschmerzen, Nackenverspannungen, Rückenschmerzen, Schulterbeschwerden und Tennis- oder Golferellenbogen.
Tatsächlich können Triggerpunkte nicht nur Schmerzen verursachen, sondern auch zu Störungen der Sensomotorik, Beeinträchtigungen der Koordinationsfähigkeit, Schwäche und Bewegungseinschränkungen führen. Myofasziale Syndrome werden dabei in myofasziale Schmerzsyndrome (MSS) und myofasziale Dysfunktionssyndrome (MDS) unterteilt, je nachdem, ob die Schmerzkomponente oder die Funktionsstörung im Vordergrund steht.
Tendinopathien und Narbengewebe
Darüber hinaus zeigt Dry Needling vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Tendinopathien. Eine systematische Übersicht von Krey et al. (2015) bestätigte, dass das Nadeln von Sehnen die Behandlungsergebnisse bei Patienten mit Tendinopathien verbessert. Die Behandlung umfasst dabei Tennisellenbogen, Achillessehnen-Tendinopathie und Beschwerden der Rotatorenmanschette.
Bei Narbengewebe wird angenommen, dass die mechanische Belastung durch das Einstechen einer Nadel die Fibroblasten stimuliert und zur Neuausrichtung der Kollagenbündel in Richtung der Belastung führt. Allerdings ist die Evidenzlage hier noch dürftig.
Neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall
Ein zunehmend wichtiges Anwendungsgebiet ist die Behandlung neurologischer Erkrankungen. Besonders bei Schlaganfallpatienten wird Dry Needling erfolgreich zur Therapie der Spastik eingesetzt. Studien belegen, dass diese Technik bei diesen Patienten die Spastik verbessert, Schmerzen verringert und den Bewegungsumfang erweitert.
Die neurologische Physiotherapie zielt grundsätzlich darauf ab, Beweglichkeit, Koordination, Muskelkraft und funktionelle Fähigkeiten zu verbessern. Dabei ist Dry Needling eine wertvolle Ergänzung zu anderen Techniken wie Bewegungsübungen, Muskelstimulation und Gleichgewichtstraining. Die Therapie kann sowohl in der akuten Phase der Erkrankung als auch in späteren Stadien eingesetzt werden, um die motorischen Fähigkeiten zu verbessern.
Risiken, Kontraindikationen und Sicherheit
Trotz aller Wirksamkeit kommt Dry Needling nicht ohne Risiken. Bevor wir eine Behandlung beginnen, klären wir dich umfassend über mögliche Nebenwirkungen auf.
Häufige Nebenwirkungen und seltene Komplikationen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen lokale Hämatome (Blutergüsse) und ein muskelkaterähnliches Gefühl, das einige Tage anhalten kann. Diese Reaktionen sind normal und klingen meist von selbst ab.
Außerdem können sehr selten schwerwiegendere Komplikationen auftreten. Dazu gehören:
- Vegetative Symptome wie Schwindel oder Ohnmacht
- Infektionen an der Einstichstelle
- Allergische Reaktionen, beispielsweise auf Nickel
- Verletzungen von Nerven oder Gefäßen
- In äußerst seltenen Fällen: Verletzungen innerer Organe (z.B. Pneumothorax) oder Abbrechen der Nadel
Diese schwerwiegenden Komplikationen sind allerdings extrem selten und werden hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Absolute und relative Kontraindikationen
Nicht jeder Patient ist für Dry Needling geeignet. Absolute Kontraindikationen, bei denen wir grundsätzlich nicht nadeln, umfassen starke Blutverdünnung und das erste Trimester einer Schwangerschaft. Im zweiten und dritten Trimester benötigen wir eine schriftliche Einwilligung des behandelnden Arztes.
Darüber hinaus gibt es relative Kontraindikationen, bei denen wir die Behandlung individuell abwägen:
- Akute Infekte
- Einnahme blutverdünnender Medikamente (unter INR 3,0)
- Lymphödeme (keine Nadelung im betroffenen Quadranten)
- Nadelphobie
Bedeutung der Ausbildung und Hygiene
Wer Dry Needling anwendet, muss sich der Risiken bewusst sein und wissen, wie man diese verhindert. Die wichtigsten Voraussetzungen sind fundierte Kenntnisse der Anatomie, Indikationen, Kontraindikationen und strenge Einhaltung der Hygienevorschriften.
Als qualifizierte Therapeuten folgen wir den „Schweizerischen Richtlinien für sicheres Dry Needling“. Dies umfasst:
- Gründliche Ausbildung mit theoretischen und praktischen Inhalten
- Verwendung steriler Einwegnadeln
- Umfassende Patientenaufklärung
- Detaillierte Dokumentation jeder Behandlung
Bei jeder Nadelung legen wir uns Rechenschaft über anatomische Landmarken, potentielle Gefahrenzonen und die richtige Nadelwahl ab, um eine sichere Behandlung zu gewährleisten.
Fazit
Wie du nun erfahren hast, bietet Dry Needling als ergänzende Behandlungsmethode in der Physiotherapie zahlreiche Vorteile. Durch die präzise Nadelung von Triggerpunkten können wir nicht nur myofasziale Schmerzen effektiv bekämpfen, sondern auch Bewegungseinschränkungen lösen und die Durchblutung verbessern. Besonders bemerkenswert ist dabei die Vielseitigkeit der Methode – von Nackenverspannungen über Tendinopathien bis hin zu neurologischen Erkrankungen. Allerdings solltest du die Behandlung unbedingt von geschulten Fachleuten durchführen lassen, die sowohl über fundierte anatomische Kenntnisse als auch über praktische Erfahrung verfügen.
Im Gegensatz zur Akupunktur basiert Dry Needling auf westlichen medizinischen Prinzipien und zielt direkt auf anatomisch definierte Strukturen ab. Die physiologischen Wirkungsmechanismen – sowohl peripher im Muskel als auch zentral im Nervensystem – erklären, warum viele Patienten unmittelbar nach der Behandlung eine Schmerzlinderung verspüren. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass Dry Needling meist Teil eines umfassenderen Therapiekonzepts ist und seine beste Wirkung in Kombination mit anderen physiotherapeutischen Maßnahmen entfaltet.
Grundsätzlich bietet diese Methode für dich als Patient den Vorteil, dass sie im Vergleich zu manuellen Techniken oft besser verträglich ist und schnellere Ergebnisse liefern kann. Du solltest jedoch vor jeder Behandlung über mögliche Nebenwirkungen wie lokale Hämatome oder muskelkaterähnliche Beschwerden informiert werden. Hast du weitere Fragen zu Dry Needling oder du möchtest einen Termin vereinbaren? Kontaktiere uns unter physio-teli.de.
Letztendlich zeigt die wachsende Evidenz, dass Dry Needling bei fachgerechter Anwendung eine sichere und wirksame Ergänzung zur konventionellen Physiotherapie darstellt. Für dich als Patient bedeutet dies konkret: weniger Schmerzen, verbesserte Beweglichkeit und damit eine höhere Lebensqualität. Daher lohnt es sich, mit deinem Therapeuten zu besprechen, ob diese Methode für deine individuellen Beschwerden geeignet sein könnte.
—
FAQs
Was sollte man nach einer Dry Needling-Behandlung beachten?
Nach der Behandlung ist es ratsam, für mindestens 24 Stunden auf alkoholische und koffeinhaltige Getränke zu verzichten. Außerdem empfiehlt es sich, die behandelten Muskeln in den folgenden Tagen mehrmals täglich für 30 Sekunden bis 2 Minuten zu dehnen.
Wer ist berechtigt, Dry Needling durchzuführen?
In Deutschland dürfen nur Ärzte, Heilpraktiker und Physiotherapeuten mit zusätzlicher Heilpraktiker-Erlaubnis (ohne Bestallung) Dry Needling anwenden. Eine spezielle Ausbildung und praktische Erfahrung unter Aufsicht sind zwingend erforderlich.
Welche Voraussetzungen müssen Physiotherapeuten für Dry Needling erfüllen?
Physiotherapeuten benötigen eine fundierte praktische Ausbildung unter Aufsicht, bevor sie Dry Needling anwenden dürfen. Schnellkurse oder informelles Lernen von Kollegen sind nicht ausreichend.
Welche Nebenwirkungen können nach Dry Needling auftreten?
Häufige Nebenwirkungen sind lokale Hämatome (Blutergüsse) und ein muskelkaterähnliches Gefühl, das einige Tage anhalten kann. Diese Reaktionen sind normal und klingen in der Regel von selbst ab.
Für welche Beschwerden wird Dry Needling hauptsächlich eingesetzt?
Dry Needling wird vor allem bei myofaszialen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen angewendet. Typische Beschwerdebilder umfassen Spannungskopfschmerzen, Nackenverspannungen, Rückenschmerzen, Schulterbeschwerden und Tennisellenbogen.
0 Kommentare