Die effektive Tennisarm-Behandlung beginnt mit dem Verständnis dieses häufigen Problems. Etwa zwei von hundert Deutschen haben mit einem Tennisarm zu kämpfen. Tatsächlich spielt jedoch nur jede zehnte betroffene Person Tennis: Jede Art von einseitiger, mechanischer Überlastung kann die typischen Tennisarm-Symptome auslösen.
In diesem Ratgeber erfährst du alles über die Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten. Die gute Nachricht: Die Therapie des akuten Tennisarms erfolgt zunächst konservativ und ist bei 9 von 10 Patienten erfolgreich. Wir zeigen dir wirksame Tennisarm-Übungen und erklären, wie du deine Heilungschancen optimal nutzen kannst. Obwohl der Heilungszeitraum zwischen 6 Monaten und zwei Jahren liegen kann, sind 80 Prozent der Betroffenen innerhalb eines Jahres schmerzfrei. Mit den richtigen Maßnahmen kannst Du die Genesung deutlich beschleunigen.
Was ist ein Tennisarm und wie entsteht er?
Der medizinische Fachbegriff für den Tennisarm lautet „Epicondylitis humeri radialis“ – eine schmerzhafte Reizung oder Entzündung der Sehnenansätze an der Außenseite des Ellenbogens. Diese Sehnen verbinden die Streckmuskulatur des Unterarms mit dem Knochenvorsprung (Epicondylus) am Ellenbogen.
Typische Symptome erkennen
Ein Tennisarm macht sich durch charakteristische Beschwerden bemerkbar:
- Stechende Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens, die oft in den Unterarm oder bis in die Hand ausstrahlen
- Druckschmerz und Berührungsempfindlichkeit am äußeren Ellenbogen
- Verstärkung der Schmerzen bei Belastungen wie beim Heben oder Greifen
- Schwierigkeiten beim Händedruck oder Aufdrehen einer Flasche
- Deutlicher Kraftverlust in der betroffenen Hand
Anfangs treten diese Symptome meist nur bei bestimmten Bewegungen auf. Wird der Tennisarm nicht behandelt, können die Schmerzen allerdings sogar in Ruhe oder nachts auftreten und sich zu einer chronischen Störung entwickeln.
Unterschied zwischen Tennisarm und Golferarm
Obwohl beide Erkrankungen zur Gruppe der „Epicondylitis“ gehören, unterscheiden sie sich in einem entscheidenden Punkt: Beim Tennisarm sind die Sehnen der Streckmuskulatur an der Außenseite des Ellenbogens betroffen. Beim Golferarm (Epicondylitis humeri ulnaris) hingegen schmerzt die Innenseite des Ellenbogens, wo die Beugemuskulatur ansetzt.
Dadurch ergeben sich unterschiedliche Schmerzmuster:
- Tennisarm: Schmerzen bei Streckbewegungen der Hand und Finger
- Golferarm: Schmerzen beim Beugen der Hand und der Finger
Wie Überlastung zu Entzündungen führt
Die Hauptursache eines Tennisarms liegt in wiederholten Überlastungen der Unterarmmuskulatur. Dabei spielt es keine Rolle, ob du deinen Arm kurzfristig ungewohnt stark belastest (etwa durch Gartenarbeit) oder ob eine langfristige einseitige Belastung ohne Ausgleich stattfindet.
Durch diese Überbeanspruchung entstehen winzige Verletzungen am Sehnenansatz, sogenannte Mikrotraumen oder Mikrorisse. Diese kleinen Verletzungen führen zu einer Entzündungsreaktion mit Schwellung und Schmerzen.
Folgende Aktivitäten können einen Tennisarm begünstigen:
- Sportarten wie Tennis, Rudern, Badminton oder Krafttraining
- Handwerkliche Tätigkeiten wie Malerarbeiten oder Schrauben
- Musizieren auf Instrumenten wie Klavier, Geige oder Schlagzeug
- Berufliche Belastungen durch Computerarbeit oder repetitive Tätigkeiten
Chronische Verspannungen der Schulter- und Nackenmuskulatur gehen häufig den Beschwerden im Arm voraus und begünstigen die Entwicklung eines Tennisarms. Unbehandelt kann ein Tennisarm zu dauerhaften Schädigungen führen.
Wie wird ein Tennisarm diagnostiziert?
Bei Verdacht auf einen Tennisarm steht zunächst die gründliche ärztliche Diagnose im Mittelpunkt. Dein Arzt verwendet verschiedene Methoden, um die Ursache deiner Ellenbogenschmerzen genau zu bestimmen.
Klinische Untersuchung
Die Diagnose beginnt normalerweise mit einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung. Dabei fragt dein Arzt nach deinen Beschwerden, beruflichen Belastungen und sportlichen Aktivitäten. Anschließend untersucht er systematisch, bei welchen Bewegungen die typischen Schmerzen auftreten.
Besonders aussagekräftig sind spezielle Provokationstests:
- Thomsen-Phänomen: Schmerzen bei passiver Beugung von Hand und Fingern
- Chair-Test: Schmerzen beim Anheben eines Stuhls mit nach innen gedrehtem Unterarm
- Cozen-Test: Schmerzen beim Fingerschnipsen oder wenn du die Hand gegen Widerstand nach hinten biegst
Diese Tests sind für die Diagnose eines Tennisarms entscheidend. Bei einem positiven Ergebnis liegt die Diagnose Epicondylitis nahe.
Bildgebende Verfahren
Obwohl die klinische Untersuchung häufig ausreicht, können bei Unsicherheit oder chronischen Verläufen bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen:
- Ultraschall: Zeigt Entzündungen oder Veränderungen der Sehnenansätze
- Röntgenaufnahmen: Helfen, andere Ursachen wie Arthrose oder Kalkablagerungen auszuschließen
- MRT (Magnetresonanztomografie): Besonders hilfreich bei chronischen Verläufen (> 6 Monate) oder zur Darstellung feiner Gewebsveränderungen
Diese Untersuchungen sind jedoch meist nur dann nötig, wenn deine Beschwerden länger bestehen oder andere Erkrankungen vermutet werden.
Differentialdiagnosen ausschließen
Da nicht jeder Ellenbogenschmerz automatisch ein Tennisarm ist, müssen ähnliche Krankheitsbilder (Differentialdiagnosen) ausgeschlossen werden. Dazu gehören:
- Entzündungen der Schleimbeutel (Bursitis)
- Arthrose des Ellenbogens
- Einklemmungen von Nerven (z.B. im Bereich der Halswirbelsäule)
- Bandinstabilitäten des Ellenbogens
- Knorpelschäden am Radiusköpfchen
Bei therapieresistenten Beschwerden oder unklaren Fällen können zusätzlich neurophysiologische Untersuchungen wie EMG (Elektromyografie) sinnvoll sein, um nervliche Ursachen abzuklären. Ein erfahrener Orthopäde kann durch die Kombination dieser Diagnoseverfahren gezielt den richtigen Behandlungsweg für deine Tennisarm-Beschwerden einleiten.
Behandlungsmöglichkeiten im Überblick
Die Behandlung des Tennisarms ruht auf mehreren Säulen und wird individuell angepasst. Die gute Nachricht: In über 90% der Fälle lässt sich ein Tennisarm ohne Operation vollständig ausheilen.
Schonung und Kühlung in der Akutphase
Zunächst steht die Entlastung im Vordergrund. Du solltest den betroffenen Arm konsequent schonen und schmerzauslösende Bewegungen meiden. Eine vollständige Ruhigstellung ist allerdings nur in Ausnahmefällen nötig.
Bei akuten Schmerzen hilft Kühlung: Lege alle 3-4 Stunden für jeweils 5-10 Minuten eine Kühlkompresse auf – immer mit einem Tuch als Schutz zwischen Haut und Eis. Alternativ wirken auch Quarkwickel schmerzlindernd. Bei länger bestehenden Beschwerden kann hingegen Wärme besser helfen, da sie die Durchblutung fördert und verspannte Muskeln lockert.
Medikamente und Injektionen
Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können als Salbe oder Tablette die Beschwerden kurzfristig lindern. Sie wirken vor allem schmerzlindernd und funktionsverbessernd.
Kortison-Injektionen direkt am Sehnenansatz schaffen schnelle Erleichterung, sind jedoch nur für den Notfall bei extremen Schmerzen empfehlenswert. Langfristig können wiederholte Injektionen sogar schaden und das Gewebe weiter schädigen.
Bandagen und Orthesen
Eine Tennisarm-Bandage (Epicondylitis-Spange) kann die Beschwerden deutlich reduzieren. Die spezielle Pelotte übt gezielten Druck auf den Muskelbauch aus und entlastet dadurch den gereizten Sehnenansatz. Das Gestrick der Bandage massiert bei Bewegung und regt die Durchblutung an.
Die Erfahrungen mit Bandagen sind unterschiedlich – viele Patienten berichten über eine deutliche Besserung, bei anderen zeigen sie kaum Wirkung.
Stoßwellentherapie und alternative Methoden
Bei therapieresistenten Beschwerden kann die Stoßwellentherapie (ESWT) helfen. Dabei dringen Druckwellen in das Gewebe ein, verbessern die Durchblutung und stimulieren die Selbstheilungskräfte. Meist sind mehrere Anwendungen im wöchentlichen Abstand nötig.
Weitere wirksame Methoden umfassen Physiotherapie mit gezieltem exzentrischen Krafttraining sowie Kinesio-Tapes zur Unterstützung der Heilung.
Wann eine Operation notwendig ist
Eine Operation wird nur empfohlen, wenn alle konservativen Maßnahmen über mindestens sechs Monate konsequent durchgeführt wurden und keine zufriedenstellende Besserung eintrat.
Der Eingriff erfolgt meist minimalinvasiv und durchtrennt den Sehnenursprung der Streckermuskeln zur Entlastung. Die Erfolgsaussichten sind mit 85-90% sehr gut – bei den meisten Patienten wird innerhalb von zwei Monaten nach dem Eingriff Schmerzfreiheit erreicht.
Tennisarm Übungen für die Heilung zu Hause
Zuhause durchgeführte Übungen können den Heilungsprozess bei einem Tennisarm erheblich beschleunigen. Regelmäßiges Training verbessert die Durchblutung, reduziert Spannungen und stärkt die betroffenen Strukturen nachhaltig.
Dehnübungen für Unterarmmuskulatur
Eine effektive Dehnung der Unterarmmuskulatur bildet die Basis jeder Tennisarm-Behandlung. Dabei hilft folgende Grundübung:
Strecke den betroffenen Arm aus und lege die Hand mit der Handfläche nach unten auf eine Tischplatte. Drehe den Arm so, dass die Finger zu dir zeigen. Greife mit der freien Hand unter dem gestreckten Arm durch und umfasse deine Fingerspitzen. Hebe sie leicht an und halte die spürbare Dehnung für etwa 2 Minuten.
Für die Beugemuskulatur wiederhole die Übung mit nach oben zeigender Handfläche. Ein leichtes Ziehen ist normal, starke Schmerzen sollten jedoch vermieden werden.
Exzentrisches Training mit Hantel oder Gummirolle
Das exzentrische Training gilt als besonders wirksam bei der Regeneration geschädigter Sehnenstrukturen. Anders als beim normalen Krafttraining wird der Muskel dabei unter Spannung gedehnt.
Bewährte Übung: Setze dich an einen Tisch und lege deinen Unterarm so ab, dass die Hand über die Tischkante hinausragt. Halte ein leichtes Gewicht (0,5-1 kg). Hebe das Handgelenk mit Hilfe der anderen Hand nach oben und lasse es dann langsam und kontrolliert über 3-5 Sekunden wieder absinken. Wiederhole dies 10-15 Mal und führe 2-3 Sätze durch.
Faszienmassage zur Muskelentspannung
Die Faszienrollmassage kann verklebte Strukturen lösen und die Durchblutung fördern. Platziere eine Faszienrolle zwischen Unterarm und Wand. Beginne am Handgelenk und arbeite dich mit sanftem Druck bis zum Ellenbogen vor. Behandle sowohl die Innen- als auch die Außenseite des Unterarms für jeweils etwa eine Minute.
Fehler vermeiden: Was bei Übungen zu beachten ist
Typische Fehler beim Üben sind zu intensives Dehnen, fehlende Regelmäßigkeit und falsche Bewegungsausführung. Besonders wichtig: In der akuten Phase mit starken Schmerzen ist aktive Belastung kontraproduktiv – hier helfen zunächst Kühlung, Schonung und entzündungshemmende Maßnahmen.
Führe die Übungen ruhig und ohne ruckartige Bewegungen aus. Beginne mit niedrigem Gewicht und steigere langsam. Geduld zahlt sich aus – viele Betroffene bemerken eine deutliche Verbesserung nach 2-3 Wochen regelmäßigen Trainings.
Fazit
Ein Tennisarm kann zwar äußerst schmerzhaft sein, dennoch gibt es also Grund zur Hoffnung. Wie du nun weißt, lässt sich diese Erkrankung in über 90% der Fälle ohne Operation erfolgreich behandeln. Entscheidend dabei ist zunächst die richtige Diagnose, um andere Ursachen für deine Ellenbogenschmerzen auszuschließen.
Während der akuten Phase hilft dir vor allem Schonung und Kühlung. Darüber hinaus können entzündungshemmende Medikamente, spezielle Bandagen und gezielte physiotherapeutische Maßnahmen deine Beschwerden deutlich lindern. Besonders wirksam ist das regelmäßige Durchführen der vorgestellten Übungen zu Hause – allen voran das exzentrische Krafttraining, das nachweislich die Heilung der betroffenen Sehnenstrukturen fördert.
Obwohl der Heilungsprozess zwischen sechs Monaten und zwei Jahren dauern kann, werden die meisten Betroffenen innerhalb eines Jahres schmerzfrei. Daher ist Geduld ebenso wichtig wie Konsequenz bei der Durchführung deines Behandlungsplans. Falls du trotz aller konservativen Maßnahmen keine Besserung verspürst, kannst du gemeinsam mit deinem Arzt über alternative Therapien wie Stoßwellenbehandlung oder – als letzte Option – einen operativen Eingriff nachdenken.
Letztendlich gilt: Mit dem richtigen Wissen, gezielten Übungen und etwas Geduld kannst du deinen Tennisarm erfolgreich überwinden und zu einem schmerzfreien Alltag zurückkehren. Die konsequente Durchführung der beschriebenen Maßnahmen bildet dabei den Schlüssel zum Erfolg.
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FAQs
Wie kann ich einen Tennisarm am effektivsten behandeln?
Eine effektive Behandlung umfasst Schonung in der Akutphase, Kühlung, entzündungshemmende Medikamente und gezielte Übungen. Besonders wirksam ist exzentrisches Krafttraining, das die Heilung der Sehnenstrukturen fördert.
Welche Aktivitäten sollte ich bei einem Tennisarm vermeiden?
Vermeide Aktivitäten, die Schmerzen verursachen, insbesondere repetitive Bewegungen des Unterarms. Dazu gehören oft Computerarbeit, Gartenarbeit oder bestimmte Sportarten. Eine vollständige Ruhigstellung ist jedoch nur in Ausnahmefällen nötig.
Wann ist eine Operation bei einem Tennisarm notwendig?
Eine Operation wird nur empfohlen, wenn alle konservativen Behandlungsmethoden über mindestens sechs Monate konsequent durchgeführt wurden und keine zufriedenstellende Besserung eintrat. In über 90% der Fälle ist eine Operation nicht erforderlich.
Wie lange dauert die Heilung eines Tennisarms?
Die Heilungsdauer kann zwischen sechs Monaten und zwei Jahren variieren. Die meisten Betroffenen werden jedoch innerhalb eines Jahres schmerzfrei. Regelmäßige Übungen und konsequente Behandlung können den Heilungsprozess beschleunigen.
Welche Übungen sind bei einem Tennisarm besonders hilfreich?
Besonders wirksam sind Dehnübungen für die Unterarmmuskulatur, exzentrisches Training mit leichten Gewichten und Faszienmassagen. Diese Übungen verbessern die Durchblutung, reduzieren Spannungen und stärken die betroffenen Strukturen nachhaltig.