Bereits knapp die Hälfte der Frauen (48,1 %) und ein Drittel der Männer (31,2 %) über 65 Jahre leiden an Arthrose. Als eine der häufigsten Ursachen für chronische Knieschmerzen stellt die Kniearthrose viele Betroffene vor die Frage nach den richtigen Übungen.
In diesem Artikel zeigen wir dir, welche Übungen bei Kniearthrose wirklich helfen und wie du sie optimal in deinen Alltag integrierst. Dabei orientieren wir uns an bewährten Therapiekonzepten, die nachweislich Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern können.
Was bei der Übungsauswahl wirklich zählt
Bei aller Begeisterung für Bewegung solltest du bei Kniearthrose Übungen eines niemals vergessen: Dein Körper gibt dir klare Signale, was ihm guttut – und was nicht. Anders als viele gut gemeinte Standardprogramme suggerieren, gibt es keine Einheitslösung für alle Betroffenen.
Dein aktuelles Schmerzniveau als Ausgangspunkt
Das wichtigste Prinzip bei der Auswahl von Übungen bei Kniearthrose: Trainiere nur so intensiv, dass du keine zusätzlichen Schmerzen im betroffenen Kniebereich auslöst. Diese Grundregel klingt einfach, wird jedoch häufig missachtet. Achte deshalb stets auf die Signale deines Körpers und ignoriere insbesondere nicht den Schmerz. Ein leichtes Muskelkatergefühl ist zwar normal, sobald jedoch starke Schmerzen, Schwellungen oder Überhitzung auftreten, solltest du das Training unterbrechen.
Auch wenn es paradox klingt: Gerade wer unter Kniearthrose leidet, neigt dazu, Bewegung zu vermeiden. Dabei ist regelmäßige, aber sanfte Bewegung entscheidend für die Versorgung des Gelenkknorpels. Der fortschreitende Gelenkverschleiß wirkt sich direkt auf deine Belastungsfähigkeit aus – die mögliche Gehstrecke und Belastbarkeit sinken mit fortschreitender Arthrose stetig.
Achte auf folgende Warnsignale:
- Überwärmung und Schwellung nach dem Sport (Gelenkkater)
- Längeres „Warmlaufen“ zu Beginn der Aktivität
- Unsicherheitsgefühl und nachlassende Koordination
Individuelle Anpassung statt Standardprogramm
Ein gezieltes Physiotherapieprogramm verbessert nachweislich die Gelenkfunktion und reduziert Schmerzen. Entscheidend dabei ist, dass das Übungsprogramm kontinuierlich an deine Bedürfnisse und Voraussetzungen angepasst wird. Du kannst beispielsweise mit einem Grundprogramm beginnen und, sobald sich dein Trainingszustand verbessert hat, zu einem Aufbauprogramm wechseln.
Studien belegen, dass landbasierte Übungsprogramme Schmerzen, Funktion und Steifheit im Vergleich zu Kontrollgruppen signifikant verbessern können. Dabei spielt die Regelmäßigkeit eine entscheidende Rolle – nicht die Intensität einzelner Trainingseinheiten.
Zusätzlich ist das Verhältnis zwischen Belastung und Regeneration der Schlüssel für unbeschwertes Training bei Kniearthrose. Versuche daher, Stoßbelastungen zu reduzieren. Falls du früher gejoggt bist, steige auf Nordic Walking um. Als alpiner Skifahrer wechsle zum gelenkschonenderen Langlauf.
Vergiss nicht: Was für andere optimal funktioniert, muss für dich nicht passend sein. Sprich deshalb unbedingt mit deinem Arzt, welche Übungen für dich geeignet sind und deine Therapie sinnvoll ergänzen. Eine individuelle Beratung ist der Grundstein für nachhaltigen Übungserfolg.
Übungen zur Schmerzlinderung
Schmerzlinderung bei Kniearthrose beginnt mit den richtigen Bewegungen. Während viele aus Angst vor Schmerzen Bewegung vermeiden, zeigen physiotherapeutische Erkenntnisse, dass gezielte Übungen bei Kniearthrose tatsächlich zu den wirksamsten natürlichen Schmerztherapien gehören.
Sanfte Mobilisationsübungen
Zunächst gilt: Die Gelenkbeweglichkeit bleibt nur erhalten, wenn du dein Knie regelmäßig durch seinen vollständigen Bewegungsumfang führst. Besonders bewährt haben sich sanfte Mobilisationsübungen, die ohne zusätzliche Gewichtsbelastung auskommen. Eine einfache, aber effektive Übung ist das behutsame Beugen und Strecken des Knies im Liegen, wobei du den Bewegungsradius langsam steigerst. Diese Übungen verteilen die Gelenkflüssigkeit im Knorpel und fördern dessen Ernährung.
Wärme und Bewegung kombinieren
Wärme entspannt verspannte Muskeln rund ums Kniegelenk und verbessert die Durchblutung. Allerdings darfst du Wärme niemals direkt auf ein entzündetes oder geschwollenes Gelenk anwenden. Stattdessen platziere Wärmeauflagen auf der umgebenden Muskulatur mit Abstand zum Gelenk.
Ein bewährter Tipp: Erhitze Sand im Backofen oder in der Mikrowelle und knete ihn anschließend durch – das erhöht die Durchblutung in den Fingern und unterstützt gleichzeitig die Gelenkbeweglichkeit. Nach einer Wärmeanwendung sind deine Muskeln optimal vorbereitet für schonende Bewegungsübungen wie Radfahren oder Schwimmen.
Entlastungsstellungen für akute Phasen
Während akuter Schmerzphasen brauchst du entlastende Positionen. Hier hilft oftmals die Hochlagerung des Beines mit leicht gebeugtem Knie auf einem Kissen. Diese Position reduziert den Druck im Gelenkspalt und kann Schmerzen lindern. Bei entzündlichen Prozessen wirkt außerdem Kühlung abschwellend und schmerzlindernd – im Gegensatz zur Wärme, die bei Entzündungen kontraindiziert ist.
Wann weniger mehr ist
Übertreibe es nicht mit deinem Übungsprogramm. Physiotherapeuten empfehlen, eine gute Balance zwischen Bewegung und Überanstrengung zu finden. Achte daher auf Warnsignale wie Überwärmung und Schwellung nach dem Training oder ein längeres „Warmlaufen“ zu Beginn der Aktivität. Diese Anzeichen signalisieren, dass dein Knie Erholung braucht.
Obwohl regelmäßige Bewegung unverzichtbar ist, können hektische oder unkontrollierte Bewegungen Gelenkstress auslösen und Schmerzen verstärken. Plane deshalb genügend Zeit für deine Übungen ein und führe sie in deinem eigenen Tempo durch. Qualität geht immer vor Quantität bei Kniearthrose-Übungen.
Muskelaufbau rund ums Knie

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Eine starke Muskulatur rund um das Knie wirkt wie ein natürliches Stützkorsett für dein arthritisches Gelenk. Der gezielte Muskelaufbau entlastet den Knorpel und verbessert die Gelenkstabilität nachweislich – vorausgesetzt, du trainierst die richtigen Muskeln auf die richtige Weise.
Quadrizeps stärken ohne Kniebelastung
Der Quadrizeps an der Vorderseite des Oberschenkels ist die größte Muskelgruppe deines Körpers und seine Hauptaufgabe besteht darin, das Knie zu strecken. Eine kräftige Quadrizepsmuskulatur stabilisiert nicht nur dein Knie, sondern stärkt auch die umgebenden Bänder und hilft, Verletzungen vorzubeugen.
Besonders effektiv für den Muskelaufbau ohne Kniebelastung sind isometrische Übungen. Dabei spannst du den Quadrizeps im Sitzen an, ohne das Knie zu bewegen. Alternativ kannst du im Sitzen dein Bein waagerecht ausstrecken und diese Position halten. Diese Übung mobilisiert gleichzeitig die Beweglichkeit deines Kniegelenks.
Die unterschätzte Bedeutung der hinteren Oberschenkelmuskulatur
Tatsächlich ist der Quadrizeps bei vielen Menschen deutlich stärker ausgeprägt als die Beuger des Kniegelenks auf der Rückseite des Oberschenkels. Dieses Ungleichgewicht kann allerdings Probleme verursachen und den Gelenkverschleiß beschleunigen.
Ein ausgewogenes Training beider Muskelgruppen ist daher entscheidend für eine runde Kniebewegung. Dehne regelmäßig deine hintere Oberschenkelmuskulatur, etwa im Liegen mit einer Handtuchschlaufe, um Verspannungen zu lösen und den Druck im Gelenkspalt zu reduzieren.
Hüft- und Gesäßmuskulatur: Der Schlüssel zur Knieentlastung
Überraschenderweise kann die Ursache für Knieschmerzen oft in einer schwachen Hüftmuskulatur liegen. Eine starke Hüft- und Gesäßmuskulatur stabilisiert nämlich die gesamte Beinachse und verhindert, dass das Knie nach innen einknickt.
Studien belegen eindrucksvoll, dass die Kräftigung von Hüftabduktoren und lateralen Rotatoren im Vergleich zu konventionellen Quadrizeps-Übungen sowohl kurz- als auch langfristig vorteilhaftere therapeutische Effekte aufweist. Diese Übungen verbessern nachweislich Knieschmerzen und Gelenkfunktionen.
Eine einfache, aber wirksame Übung ist die „Muschel“: Lege dich auf die Seite, beuge deine Knie im 90-Grad-Winkel und hebe das obere Knie an, während deine Füße in Kontakt bleiben. Diese Übung kräftigt deine Hüftabduktoren und entlastet damit dein Kniegelenk.
Übungen für mehr Beweglichkeit und Koordination

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Neben Schmerzlinderung und Muskelaufbau spielt die Verbesserung von Beweglichkeit und Koordination eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Kniearthrose. Diese Übungen helfen dir, die Gelenkwahrnehmung zu verbessern und Bewegungen präziser zu steuern.
Propriozeptives Training für bessere Gelenkwahrnehmung
Die Propriozeption beschreibt deine Fähigkeit, die Position und Bewegung deines Knies im Raum wahrzunehmen. Bei Arthrose ist diese Fähigkeit häufig beeinträchtigt. Tatsächlich gilt ein sensomotorisches Defizit als eine Ursache für funktionelle Gelenkinstabilität. Durch gezieltes propriozeptives Training kannst du die Steuerung deines Kniegelenks verbessern und dessen Stabilität erhöhen.
Eine einfache, aber wirksame Übung ist das Balancieren auf einem Bein. Dieses tägliche Ritual kannst du wunderbar mit alltäglichen Tätigkeiten verbinden – etwa beim Zähneputzen oder beim Warten auf den Bus. Idealerweise trainierst du abwechselnd auf dem rechten und linken Bein. Wenn diese Übung zu einfach wird, schließe zusätzlich die Augen, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen.
Dehnübungen für verkürzte Muskeln
Verkürzte Muskeln erhöhen den Druck auf dein Kniegelenk und verschlimmern Arthrosebeschwerden. Deshalb sind regelmäßige Dehnübungen besonders wichtig für:
- Vorderseite des Oberschenkels (Quadrizeps)
- Rückseite des Oberschenkels (Ischiokrurale Muskulatur)
- Wadenmuskulatur
Eine gut gedehnte Oberschenkelvorderseite entlastet nachweislich das Kniegelenk und führt zu mehr Beweglichkeit. Halte deine Dehnpositionen jeweils für 15-20 Sekunden und atme dabei ruhig weiter.
Gleichgewichtsübungen auf verschiedenen Untergründen
Das Training auf unebenen Untergründen fordert deine tieferliegenden Muskeln besonders heraus. Diese kleinen Muskeln rund um deine Gelenke sind entscheidend für die Stabilisierung und Kontrolle der Bewegungen. Ein Wackelbrett oder Balance-Pad eignet sich hervorragend für dieses Training.
Außerdem kannst du Alltagsgegenstände nutzen: Ein zusammengerolltes Handtuch, eine eingerollte Matte oder ein Kissen bieten bereits genügend Instabilität, um deine Koordination zu verbessern. Besonders effektiv sind diese Übungen, wenn du sie zwei- bis dreimal pro Woche für etwa 45 Minuten durchführst. Beginne stets mit einer sanften Aufwärmphase und steigere das Pensum langsam.
Fazit
Zusammenfassend zeigen unsere Erfahrungen als Physiotherapeuten, dass regelmäßige, angepasste Bewegung der Schlüssel zur erfolgreichen Behandlung deiner Kniearthrose ist. Tatsächlich können bereits kleine Übungseinheiten, die du geschickt in deinen Alltag integrierst, große Wirkung entfalten.
Allerdings gilt es, einen wichtigen Grundsatz nie zu vergessen: Dein individuelles Schmerzempfinden bestimmt das Tempo und die Intensität deines Übungsprogramms. Deshalb empfehlen wir dir, besonders zu Beginn auf deinen Körper zu hören und die Übungen entsprechend anzupassen.
Die Kombination aus Muskelaufbau, Mobilisation und Koordinationstraining bildet das Fundament für ein stabiles Kniegelenk. Schließlich geht es nicht nur darum, Schmerzen zu lindern, sondern auch darum, deine Beweglichkeit langfristig zu erhalten.
Solltest du unsicher sein, welche Übungen für dich am besten geeignet sind, zögere nicht, uns zu kontaktieren – wir entwickeln gerne ein auf deine Bedürfnisse zugeschnittenes Übungsprogramm.
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FAQs
Welche Übungen empfehlen Physiotherapeuten bei Kniearthrose?
Physiotherapeuten empfehlen eine Kombination aus sanften Mobilisationsübungen, gezieltem Muskelaufbau und Koordinationstraining. Besonders effektiv sind gelenkschonende Aktivitäten wie Radfahren und Schwimmen, kombiniert mit Kräftigungsübungen für die Muskulatur rund um das Knie.
Wie kann ich meine Kniearthrose-Übungen an mein Schmerzniveau anpassen?
Trainiere nur so intensiv, dass keine zusätzlichen Schmerzen im Kniebereich auftreten. Achte auf Körpersignale wie Überwärmung oder Schwellung nach dem Training. Bei akuten Schmerzen sind entlastende Positionen und sanfte Mobilisationsübungen empfehlenswert.
Welche Muskeln sollte ich bei Kniearthrose besonders stärken?
Fokussiere dich auf den Quadrizeps, die hintere Oberschenkelmuskulatur sowie die Hüft- und Gesäßmuskulatur. Eine starke Hüftmuskulatur stabilisiert die gesamte Beinachse und kann Knieschmerzen deutlich reduzieren.
Wie kann ich meine Gelenkwahrnehmung bei Kniearthrose verbessern?
Propriozeptives Training, wie das Balancieren auf einem Bein, verbessert die Gelenkwahrnehmung. Übe auch auf verschiedenen Untergründen, um die Koordination zu steigern. Regelmäßige Dehnübungen für Oberschenkel- und Wadenmuskulatur sind ebenfalls wichtig.
Wie oft sollte ich Übungen bei Kniearthrose durchführen?
Regelmäßigkeit ist wichtiger als Intensität. Tägliche kurze Übungseinheiten, die in den Alltag integriert werden, können bereits große Wirkung zeigen. Koordinations- und Gleichgewichtsübungen sollten idealerweise zwei- bis dreimal pro Woche für etwa 45 Minuten durchgeführt werden.